
Für viele Menschen war die Friedensnobelpreisvergabe 2006 an den Wirtschaftswissenschafter Mohammed Yunus eine große Überraschung.
Doch es war nicht nur unsere Meinung: Wer – so wie Yunus – tausende Familien durch Kleinkredite aus dem Elend befreit, hat eine solche Auszeichnung mehr als verdient!
Es war im Jahr 1976, als Yunus einer jungen Dorfbewohnerin begegnete, die sehr schöne Bambusstühle flocht. Da sie kein Geld für das Material hatte, verkaufte sie die Stühle an einen Zwischenhändler, der ihr das Material als Kredit zur Verfügung stellte. Dieser zahlte ihr für die fertige Ware aber kaum mehr als die Materialkosten. Am Ende blieb ihr fast nichts. Yunus erkannte sofort: Diese junge Frau war fleißig, blieb aber in der Sackgasse der Armut stecken, weil ihr ein Startkapital fehlte.
Die Idee einer Bank mit fairen Konditionen, die Mohammed Yunus dreißig Jahre später zum Friedensnobelpreisträger machen sollte, war geboren. Schon wenige Euro Kredit mit geringen Zinsen können die Ärmsten aus dem Teufelskreis befreien und Hilfe zur Selbsthilfe beim Aufbau einer Existenz leisten.
Auf diesem Erfolgsprinzip basiert das von BARMHERZIGKEIT unterstützte „Community Banking”-System in Indien. Es umfasst den gesamten Bundesstaat Karnataka mit seinen vier Missionen von Mundgod, Anekal, Bijapur und Pannur. Die Menschen dort sind sehr, sehr arm. Früher mussten sie von Großgrundbesitzern Geld zu Wucherzinsen leihen.
Nicht selten wurden Schuldner regelrecht „Eigentum” der Verleiher und mussten mit ihren Familien Frondienste leisten – ohne eine Chance, diesem Sklavendasein zu entrinnen. Doch dank dieses Kleinkredit-Programms können sie sich nun selbst aus dem Elend ziehen.
Die Ärmsten haben sich dort zu 500 Gruppen mit jeweils 20 Mitgliedern zusammengeschlossen, um mit Hilfe von Krediten kleine Landwirtschaften oder eine Heimerzeugung zu betreiben. Je nach Begabung verdienen die Mitglieder ihr Einkommen mit Viehzucht, Gemüseanbau, einem kleinen Geschäft, Strohflechten, Nähen oder Weben.
Unsere ehrenamtliche Mitarbeiterin Frau Ute Harms, die diese Region regelmäßig besucht, berichtete, wie viele Menschen dort noch auf diese Art der Hilfe dringend hoffen. Aber das System braucht „Treibstoff”, sprich Geld, damit es weiterlaufen kann und noch mehr Menschen die Möglichkeit bekommen, der Armut aus eigener Kraft zu entkommen.